Ab 1200
Vorwort
In Erzählungen fliessen immer die
Interessen der Generationen mit ein, die sie verfassen. Das ist natürlich immer, also auch bei uns der Fall.
Aus heutiger Sicht kann die Politik der alten Eidgenossen, inklusive der Stadt Zürich, als Rücksichtslos und Barbarisch bezeichnet werden.
Gemessen an den Standarts der Menschenrechtskonventionen aus dem 19. JH. und der heutigen Sensibilität gegenüber Minderheiten kann man
Angesichts der Taten nur noch Kapitulieren.
Allerdings muss zuerst Differenziert werden, wer das Schwert eigentlich trug. Heute ist es schwierig, die Gesellschaft in Demokratien aus
ihrer Verantwortung für aktuelle Ungerechtigkeiten zu entlassen, weil nur die ultra-liberalen Wirtschaftführer und die Politiker die
Macht besitzten etwas zu ändern. Bei den Leibeigenen in den Städten und den Untertanen in den Tälern des Mittelalters, die ohne viel Federlesens
von den Rittern und Adeligen vom Leben in den Tod versetzt werden konnten, stand die Zivilcourage mit mehr persönlichen Opfer im Zusammenhang,
als heute ein vernünftiger Umgang mit Foodwaste dies erfordert.
Im späten Mittelalter,
wo unsere Recherche beginnt,
herrschte in Zürich eine Anarchie durch Familien,
die die Macht und das Geld hatten zu intrigieren oder sich mit Gebietseroberungen und Plünderungen schadlos zu halten.
Das gemeine Volk war ihnen und Gottes Wille ausgeliefert. Burgherren, Fürsten oder Könige verwandelten sich willkürlich zu Despoten,
die die ländliche Bevölkerung nach Belieben drangsalisierte.
Zürich war in diesen Zeiten für die eigene Bevölkerung ein meist sicherer Ort,
weil die Stadtmauer vor externen Überfällen schützte. Das Gros der Bevölkerung war arm und rechtlos.
Gessellschaftliche Entwicklungen benötigen Stabilität, um sich sozial wie kulturell zu entwickeln.
Zürich kommt deshalb mit anderen grösseren Städten in der Schweiz bezüglich der Entwicklung zur heutigen Demokratie neben anderen grösseren Städten eine
Vorreiterrolle zu. Die Gründe dafür waren oft aber nicht kultureller Natur, sondern schlicht ökonomische, weil durch den Wirtschaftwachstum, sich immer ein grösserer
Anteil der Bevölkerung das Recht auf Stabilität und damit auf Sicherheit und Eigentum, einforderte.
Andererseits
waren es die kleinen, meist katholischen, Stände, die aus Angst vor der Übermacht der grossen Machtvolumen
der moderneren Städte, auf das austarieren
der Machverhältnisse zugunsten von Minderheiten pochten und dadurch den Grundstein für die Kompromisspolitik der heutigen Schweiz legten.
Kulturell gesehen, sind Volksmehr, Ständemehr und Parität eine Debattenkultur, die zur Aufklärung und
Demokratisierung beitrug,
wenn auch die einzelnen
Beweggründe in der langen Durchsetzungsgeschichte nicht nur auf die eigene Weitsicht zurückgehen, sondern ein Resultat von
Einflüssen von Grossmächten sind. Das Glück war den Eidgenossen in Form ihrer Armut und ihres Söldnertums hold,
dass die Eroberungsgelüste der grossen europäischen Mächte zurückband, weil sie Helvetia als Lieferant von Waren und Soldaten sowie als natürlicher Puffer
zwischen den verfeindeten Kräften in Europa, als nützlicher einstuften. Das zieht sich bis ins späte 20. Jahrhundert hin. Vielleicht ist es auch die
Alpensage, die vom aufrechten, gottgläubigen und freien
Schwyzer, die in Europa gern geglaubt wird. Genauso gern, wie wir selbst, obwohl
in jüngster Zeit immer klarer wird, wie hemmend der alte Esel die kulturelle Entwicklungen verhindert und wie gross die moralische Schuld
seiner "Neutralität" sich gezeitigt hat.
Zürich
Die älteste Chronik der Stadt Zürich stammt übrigens von ca. 1339.
Graf Rudolf von Habsburg (der I.)
Schirmherr der drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden und der Städte
Aarau, Baden. Wohnsitz auf dem Wülpelsberg im Aargau
(bei Brugg). Er wird es bis zum Keyser (Kaiser) des heiligen
römischen Reichs bringen, war diplomatisch also geschickt und etwas friedfertiger als seine adeligen Zeitgenossen.
Um das Jahr 1300 herum, ging Zürich mit dem mächtigen Habsburger ein Bündniss ein, wie sie es auch mit anderen Potentaten der Zeit taten, um sich vor Belagerungen zu schützen
und ihre Handelsrouten zu sichern.
Dazu gesellten sich auch die Inneren Orte der Innerschweiz und der süddeutsche Städebund, alles befristet, ein wildes hin und her
von Versprechungen und Eiden, die jederzeit aufgelöst oder erweitert werden konnten.
Zürich und die Nachfolger von Rudolf I
Das Verhältnis zwischen den Habsburgern und den Zürchern kühlte in der Folge rasch ab.
Rudolfs Erben stritten untereinander, meuchelten sich bei Brugg gegenseitig und manche starben im unbekannten Asyl in Armut. Unverlässliche Partner, die stets ihre Meinung ebenso
schnell änderten, wie Zürich selbst, wenn es den eigenen Interessen diente.
Um sich vor den verbliebenen Rittern, österreichischen und badischen Herzögen und den Habsburgern zu schützen,
gab es für Zürich nur die Möglichkeit Bündnisse mit anderen kleineren Parteien einzugehen.
Ab 1351 (siehe Absatz Rudolf Brun) kam der Bund der Waldstätte sowie Luzern ins Spiel,
die zu der Zeit bereits mehr
Privilegien beim Kaiser ausgehandelt hatten,
wie z. B. die Reichsunmittelbarkeit. Diese bot den Vorteil nur dem Kaiser unterstellt zu sein und damit z.B. die Gerichtsbarkeit
selbst auszuführen und nicht der Willkür der kaiserlichen Statthalter den Grafen oder Herzögen ausgeliefert zu sein.
Das war wichtig, den unter den losen lokalen Bündnissen ging es auch darum, dass Urteile der Schiedsgerichte untereinander
anerkannt wurden.
Das römische Recht galt damals noch nicht. Je nach Tradition urteilten die eigenständigen Stände über die Vergehen.
Verurteilte oder Schuldner konnten so einfach das Gebiet wechseln und sich niederlassen, ohne belangt werden zu können.
1389 schlossen die Habsburger mit den Eidgenossen
einen siebenjährigen Frieden, der später auf zwanzig und 1412 auf fünfzig Jahre verlängert wurde.
Zürich im Verbund mit den Bernern und Innerschweizer diesen Friedenseid, als sie 1415 den Aargau eroberten.
Zürich und Winterthur
1292 zogen Truppen der Reichsstadt Zürich, Uri, Luzern und Schwyz gegen das von dem
Habsburger Herzog Albrecht von Österreich regierte Winterthur.
Die antihabsburgische Koalition zerbrach nach der verlorenen Schlacht in St. Georgen. Erst 1460 belagerten die
Eidgenossen Winterthur wieder, als diese den Thurgau eroberten. Sie hielten
stand, wurden aber 1467 der Stadt Zürich verpfändet. Winterthur verblieb bis 1798 unter Zürcher Herrschaft.
Zürich überliess Winterthur viele Stadtrechte,
behielt aber bspw. die Reispflicht. Viele wohlhabende Winterthurer verliessen die Stadt. Zürich verweigerte
auch die Loslösung aus der Verpfändung. Erst nach der Reformation
ebneten sich die Wellen, allerdings verhinderte Zürich mehrfach eine Erweiterung der Stadt durch Landerwerb. 1720
intriegierten sie gegen den Schultheiss Steiner von Winterhur und liessen ihn
verhaften. Grund dafür war ein von ihm angeforderte Rechtsgutachten von zwei Universitäten, die Zürich
Machtmissbrauch vorwarfen. Erst 1772
durfte Winterthur eine Buchhandlung eröffnen und eine Druckerei wurde nie erlaubt. Erst mit dem Ende der Alten
Eidgenossenschaft und den napoleonischen Truppen 1798 verlor Zürich den Einfluss.
Ab 1300
Bürgermeister Rudolf Brun
Geboren ca. 1290–1300; † 1360 in Zürich
In Zürich stritten sich lange Zeit die einstigen Ritter und Bürger, die sich gerne Adelige nannten, mit den die Kaufmänner und Gewerbeleuten um die Macht.
Es gab Umsturzversuche bis sich irgendwann durch den prosperierenden Handel die Kaufleute, Geldhandel und das
Gewerbe mit ihren Reichtümer letztlich durchsetzten.
Die Zünfte ordneten das politische System neu, mit einem grossen und kleinen Rat. Am Ende entschieden ein paar Familien
im Geheimrat die grossen Züge, während
das Tagesgeschäft nach unten durchgegeben wurde. Erst als die anwachsende Verwaltung gutbezahlte Mandate auslöste,
schnappten sich die wichtigsten Familien die Posten, verheirateten sich untereinander und ergänzten im späten 18. JH., per
Gesetz deklariert, ihren Namen mit einem
von. Wieso das heute noch als Auszeichnung gilt, bleibt, Angesichts des
auf Kosten von Rechtlosen erreichten Reichtums und der Aneignung der staatlichen Ressourcen durch die Mandate der Verwaltung, rätselhaft.
Ein Erklärungsansatz liefert ab 1500 die Reformation, die einen kulturellen Wandel einläuten sollte.
Brun und der Pogrom
Die Pest wütete ab 1348/49. Juden galten als Urheber der göttlichen Strafe. Verbrannt oder Verbannung, waren die gängigen Urteile.
Das Eigentum wurde verteilt, wobei Rudolf Brun sich selbst am meisten abzweigte und dadurch heute als mutmasslicher Hauptverdächtiger gilt.
Beim Rest. Neumarkt (siehe Foto.Quelle: Google.map) stand die 1349 zerstörte Synagoge.
1997 und 2022 verlangten Politiker (SP, AL) die Umbenennung der Rudolf-Brun-Brücke.
1951 wurde die Uraniabrücke (1913) umbenannt. Der Gemeinderat lehnte mit folgender Begründung ab :
Der frühere Bürgermeister Rudolf Brun sei eine wichtige Persönlichkeit in der Geschichte Zürichs gewesen, das müsse man anerkennen. Zudem sei die Mehrheit der Bevölkerung damals antisemitisch gewesen.
Dies müsse man in einen Kontext stellen. Nur den Namen zu streichen, reiche nicht
(Quelle: Limmattaler Zeitung 22.12.2022).
Hintergrund des Machtwechsels
Gesinde, Leibeigene, Hörige und die Handwerker stellten
in der Stadt Zürich Ende des 13. Jahrhunderts die Mehrheit der Bevölkerung, hatten aber fast keine politischen Rechte oder Schutz.
1357 wohnten in Zürichs Mauern 5700 bis 6850 Personen. Das Handwerk und der Handel waren die wirtschaftlichen Pfeiler der Stadt, während
die intrigante Aussenpolitik der Adeligen immer wieder zu wirtschaftlichen Schwankungen führte,
die sich die Bewohner nicht mehr zumuten wollten
(Foto Stadtbuch von 1336, Quelle Wikipedia). Unter den Handwerkern gab es eine Fraktion, die auch Ratsmitglieder stellte,
die ursprünglich Beamte von Klöstern, Königen oder Adeligen waren und deshalb als Vornehme zu den Kaufleuten hielten.
Die Arbeitsbedingungen und Rechte der niederen Handwerker wurden nicht verbessert, so dass
diese sich, orchestriert von Brun, mit den Adeligen zusammenschlossen, die ihre alten Pfründe wieder zurück wollten.
Ab 1400
Alter Zürichkrieg (1440–1450)
Streit gab es zwischen Schwyz und Glarus gegen Zürich um den Rickenpass und die Erbschaft vom Grafen Toggenburg. Zürich verband
sich 1442 nach mehreren Niederlagen mit dem Habsburger Friedrich den III, während die Gegner Teil des 8 Orte Bündnis
der Eidgenossen waren. Zürich erhob also den König formal zum Stadtherr der Reichsstadt Zürich.
Interessanterweise wurde anfänglich Zürich die Allianz von beiden Seiten nachgesehen. Im Eidgenössischen Bündnis,
der sie ja auch zugehörig waren,
war verbrieft, dass die Mitglieder auch andere Bündnisse eingehen dürfen.
Man nahm es also sportlich. Erst nachdem sich die Fronten zwischen Eidgenossen und Friedrich den III wieder
verschärften, wurde von den Zürchern Klartext verlangt.
Der ehemalige Bürgermeister und Ritter Stüssi (gestorben 1443) von Zürich war Antreiber der kriegerischen
Auseinandersetzung und sein
persönlicher Feind war der Legende nach der versierte Taktiker und Schwyzer Itan Reding (siehe Bluttat beim Greifensee) und damit auch die Eidgenossen. Gegen den
amtierenden Bürgermeister Rudolf Meiss, der eine friedliche Lösung mit den Eidgenossen suchte, intrigierte er solange,
bis dieser schliesslich interniert wurde.
Stüssi ritt anschliessend, entgegen dem Rat der Heerführer von Hallwyl und Rechberg,
allein mit dem Zürcher Heer gegen die Eidgenossen, die sich nach der Heuernte
in der Heimat, erst gerade wieder vor Zürich formiert hatte.
Er starb bei St. Jabob auf der Shilbrücke gemäss Legende den Heldentod. Sein Hochmut, seine Halsstaarigkeit
und seine Unversöhnlichkeit blieben aber an ihm haften.
Danach scheiterten Friedensverhandlungen durch einen Mob, der den Ratsaal stürmte
und die Verhaftung und den Tod jener Räte verlangten, die den Eidgenossen zugewandt waren. Der Krieg wurde 1444
weitergeführt und endete erst 1446 auf Bestreben des Ludwig IV., genannt der Sanftmütige, nach einer
längeren Pattsituation der Kriegsparteien. Die Eidgenossen hatten dabei aber Glück,
dass König Ludwig XI von Frankreich sein 40'000 Mann starkes Heer
nach einem Scharmützel in Basel mit 1600 Eidgenossen seine Pläne änderte, die Belagerungs Basel abbrach und
den Zürchern nicht weiter half (siehe Teil 2. 14-1500). 1450 wurde der Frieden entgültig besiegelt und der
alte Bundesbrief von 1351 wurde redigiert und umformuliert, damit der ewige Bund Zürichs mit den Habsburgern, die
Harmonie des Eidgenössischen Bunds nicht schmälerte. 1474 endete, der seit 1291 schwellende
Konflikt zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern im Friedensvertrag Ewigen Richtung.
1442-1500
Bluttat von Greifensee
Im April 1444 belagerte ein Innerschweizer Heerhaufen, unter ihnen der Hauptmann Itan Reding, Zürich.
Jener Hauptmann, der gemäss der Legende nach der Eroberung der
Burg Greifensee, bei der 20 Stadtzürcher und 60 Landzürcher ihre Burg nach Verhandlungen mit freiem Geleit übergaben,
entgegen dem Versprechen, einzeln enthaupten und am Greifenseeufer verscharren liess.
Die Tat gilt bis heute als die Schande der Eidgenossen.
Ein Denkmal auf der Bluetmatt bei Nänikon erinnert seit 1842 daran (Bild oben rechts).
Es sei das Erbärmlichste gewesen, das man je gesehen habe. Die Hingerichteten seien
zu einem guten Teil nur arme und am Krieg unschuldige Bauersleute gewesen,
schreibt der Schwyzer Chronist und Augenzeuge Hans Fründ (Wikipedia).
Belagerung von Zürich 1444 durch die Eidgenossen
Im Sommer belagerten die Eidgenossen 60 Tage lang die Stadt Zürich. Zürich rief deshalb den Deutschen Kaiser zu Hilfe.
Der König von Frankreich sandte auf Bitten des deutschen Kaisers 30'000 (andere Quellen 40'000) Armagnaken
(Franzosen, Bretonen, Gascognern, Lombarden, Spaniern, Schotten und Engländern, zumeist berittenes Söldnervolk,
davon 20.000 kampffähiges Volk) gegen Basel, angeführt durch Ludwig den XI. der Kluge († 30. August 1483).
Nach einer zehnstündigen Schlacht, in der die
1600 Eidgenossen zwar vernichtend geschlagen wurden, liess sich König Ludwig der Kluge, irritiert durch die hohen Verluste bei dem Sieg,
nicht mehr auf weitere Kämpfe ein. Er schloss Frieden mit den Eidgenossen.
Zürich musste das Toggenburg und weitere Gebiete am See abgeben.
Nachdem sie das Bündnis mit Österreich lösten wurden sie aber trotzdem in den nun gestärkten und engeren
Bund der Eidgenossen wieder aufgenommen.
Bürgermeister Waldemann
Hans Waldmann von Blickensdorf (1435-1489) führte die Hauptmacht der Eidgenossen gegen die Burgunder (Schlacht bei Murten). Er lernte das Kriegshandwerk
bei der Eroberung des Thurgaus und bei den Kriegszügen der Stadt Zürich in Konstanz (1458) und als Söldner
(Reisläufer) im Allgäu. Er wurde in Murten zum Ritter geschlagen und
stellte so den Ruf der Zürcher in den Reihen der Eidgenossen wieder her.
Er stieg durch Heirat ins Eisengeschäft wirtschaflich und durch die
Verwaltung des Klosters Einsiedeln gesellschaftlich auf und wurde in die
Gesellschaft der Constaffel, gegründet 1336
(Ritter, Adlige, Rentner, Kaufleute, Gewandschneider, Wechsler, Goldschmiede, Salzhändler und Verlierer der Zunftrevolte 1336), aufgenomen.
Gemäss Legende wurde ihm wegen der ärmlichen Herkunft trotzdem der nötige Respekt verwehrt.
Er setzte sich für die Erweiterung der
Brun'sche Zunftverfassung ein und
wurde 1473 als Zunftmeister der
Zunft zum Kämbel (Gärtner, Ölverkäufer, Kleinkrämer).
Waldmann versuchte gemäss der Legende Machtmissbräuche im Rat anzugehen, stellte sich gegen den Adel,
gegen den Klerus von Zürich (er setzte die Äbtissin wegen Unfähigkeit ab, auch wegen Sittenzerfall unter den Klerikern), gegen
das Landvolk (Schutz der städtischen Zünfte und für die Abschaffung des Söldnertums) und die Eidgenossen (seine persönliche
Bereicherung beim Verhandeln mit den Habsburgern goutierten diese nicht).
Das konnte nicht lange gut gehen. Zudem neigte er der Legende nach zu Gewalttaten.
Er liess den Tuchhändler Frischhans Theiling, der einst als Hauptmann für die Tagsatzung 1478
(Versammlung der Eidgenossen) unter Hans Waldmann und
Adrian von Bubenberg als Nachhut mit 557 Mann gegen eine Übermacht von 10'000 Mailänder im engen vereisten Giornico in die
Flucht schlug,
wegen Beleidigung seiner Selbst (offiziell wegen Beleidigung gegen Zürich) enthaupten.
Frischhans war zehn Jahre danach geschäftlich in Zürich und kritisierte die Zahlung im Februar 1487 von 4000 Duakten an Waldemann
für dessem
Parteinahme für Mailänds Gesuch um Söldner.
Ein Gesetz zuviel
Zu den Besonderheiten von Zürich gehörte die Drei- bzw. Zweiteilung des Bürgermeisteramts auf die Zünfte.
Halbjährlich besetzten diese das Amt.
Einem von diesen, Göldi wurde die Freundschaft zu Richard von Hohenburg zu Verhängnis, der 1482 Asyl in Zürich suchte, weil er im Elsass wegen sexuellen Vergehen gesucht wurde.
Der Bischof von Strassburg forderte die Herausgabe unter Kriegsdrohung. Schliesslich verurteilten die Zürcher Richard wegen
Sodomie und nicht wegen der Unzucht mit seinem Knecht,
was die Folterprotokolle verraten. Beide wurden durch Waldemann, als Oberzunftmeister dazu beamtet, verbrannt.
Göldi, eigentlich ein geachteter Söldnerführer und Ritter (Grandson),
verlor dadurch seine Stellung als Bürgermeister, während Waldemann im Amt verblieb.
Sein Pech wurde ein Gesetz indem er den
Ummut des Landvolkes herausforderte.
Das Verbot von grossen Hunden kam nicht gut an. Die Jagd mit Pfeil und Pferden war immer noch den Adeligen vorbehalten.
Für die Bauern war die Jagd somit unmöglich geworden.
Das Verbot war zwar nicht Waldemanns Idee, sondern von Göldi initiert worden und gemäss Legende mit voller Absicht.
Aufstand der Bauern 1489
Die Bauern erhoben sich und zogen 1489 mit 2000 Mann vor das Stadttor, Anführer war Rudi Rellstab von Meilen.
Sie riefen auch die Eidgenossen an,
die sich auf ihre Seite stellten und eine Untersuchung verlangten. Waldemann fälschte umgehend die Unterlagen und verhederte
sich immer mehr in Widersprüche.
Seine Gegner standen noch draussen vor den Toren, nur durch Speis und Trank
von der Erstürmung der Stadt abgehalten, riefen bereits nach seinem Blut.
Gefoltert und vier Tage in den Wellenberg gesperrt, unter meist frei erfundenen Anklagen, aber auch wegen der Sache von Frischhans, wurde er
oberhalb des heutigen Bahnhofs Stadelhofen 1489
auf der Hegnauermatte enthauptet.
Auch im 20. Jahrhundert wurde Waldemann ein umstrittene Figur. Der Künstler Hermann Haller (1880–1950) fertigte
1937 ein Reiterstandbild an (
...Waldemann ist ein Symbol meiner eigenen Abenteuerlust. TA, Martin Huber, 2013), erntete damit
Kritik von Reaktionären Kreisen in den Kriegsjahren des 20 JH., die die nonchalante Haltung des Reiters kritisierten. Sie steht bis heute beim Fraumünster,
initiert von der Zunft Kämbel, die Waldemann einst präsidierte.
Die beiden Künstler
Brita Polzer (Gegendenkmäler) und Carl Bucher (Verhüllung) hatten da andere Ideen, die
aber auch auf wenig Gegenliebe bei ihren Zeitgenossen stiessen.
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Auswirkungen Kunst und Kultur Kapitel I.
Ist es Kultur zu nennen, wenn die Eidgenossen im Zürcher Brief 1351, ein Bekenntnis zur Erneuerung des Bundesbrief, festhielten,
sich alle paar Jahre die Stände zu versammeln, sich niederzuknien und mit zertanen (offenen) Armen zu beten und dadurch um einen
göttlichen Schub für das Bündniss und Heer baten. Mit den offenen Armen zu beten, war in den Augen der damaligen Kirche
ein Frevel. Dennoch
war den Eidgenossen diese areligiöse Geste für die Zugehörigkeit untereinander wichtig. Es war eine Verbrüderung
zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen, zugunsten eines kriegerischen Rituals, was Angesichts der
kommenden Schlachten nachvollziehbar ist.