Kapitel 3
last update: 01.04.2024
Ab 1798, Radikale Liberale und republikanische Liberale
1804 Zürcher Bockenkrieg
1780 Zürcher Zeitung
Studentenvereine
Paul Usteri, 1821 NZZ
Ludwig Snell, Memorial 1830
Paul Vital Troxler, Restauration, Volksschule,
1813 Zürich gegen alte Stände
Zürich verbündet sich mit den neueren Kantonen (und den Zar Alexander den 1.) gegen Bern und andere, meist
katholische, Kantone (und Österreich), die das Bündniss der 13 Orte der Eidgenossenschaft,
nach dem Fall Napoleons, wieder herstellen wollten. Es drohte wieder ein Bürgerkrieg.
1816/17 Hungersnot. Ursache waren Missernten, aber auch die billigere Baumwollproduktion in England, die
die Indistrualisierung weiter getrieben hatte, als die heimische Produktion, die noch auf Handarbeit setzte.
1839 Züriputsch
Die radikalen Liberalen versuchten die Pfarrer, die bisher in der Volksschule unterrichteten, mit Lehrern vom
neu gegründeten Seminar in Küsnacht zu ersetzten, damit der Aberglaube (Religion) schwindet.
Vor allem die reformierte Landbevölkerung, die bereits
unter der Modernisierung litt und für deren Leid (Arbeitslosigkeit und Armut, Gottesfürchtigkeit und Moral) die radikalen
Liberalen der Städte zuwenig Aufmerksamkeit übrig hatten, liessen sich mobilisieren.
Nachdem die Situation in Zürich mit 14 Toten eskalierte, trat die Kantonsregierung zurück. Die Revolution von
Unten gilt seither als legitime Politik, wie auch die französische Revolution von dem Märchen des Schweizer Tell's schwärmte.
Die Liberale Elite erhielten dabei bei den Arbeitern und Bauern den schlechten Ruf, den die Freisinnigen bis heute haben.
(Radikal) Liberal bedeutete damals in erster Linie Freiheit für jeden Einzelnen, Gewerbe- und Handelsfreiheit, Pressefreiheit
und ein Staat, der zentralistisch für die Schule und Bildung,die Rechtsgleichheit und Gewaltmacht sowie die militärische Absicherung zuständig war.
Ihr Ideal war die Aufklärung nach französischem Muster, wobei
die gesellschaftlichen Klassen in der Gesellschaft durch Herkunft, Bildung und eigene Anstrengung gegeben sind.
Sie hielten den Klerus, Stände und die Massen
gleichermassen als gefährlich, vor allem für die ökonomische Freiheit. Nur die Bildung und Kultur konnten die Klassengräben überwinden,
war aber Sache des Einzelnen sich
durchzuschlagen und den
Amerikanischen Traum zu verwirklichen.
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=447305
Bereits 1845 eroberten die Liberalen (Benjamin Constant) den Rat nach den Wahlen wieder zurück, sie waren aber bereits gespalten.
Liberale verlangten eine repräsentative Verfassung, also gewählte Räte, die
die im Interesse ihrer Wähler (Männer, ohne Frauen, Arme, Dienstboten, Knechte und Verurteilte) die Macht ausübten. Die
radikalen Liberalen (Rousseau) hingegen forderte die direktdemokratische Wahl der Exekutive, Gerichte. Sie hielten Wirtschafts-Protektionismus
und Hilfe an die sozial Benachteiligten durch den Staat für legitim. Radikal bedeutete auch, dass im Auftrag des Volkes, eine Revolution von Unten, angemessen ist,
um ihre Ziele des Zentralstaats und moderne rationale Verfassung umzusetzen.
Der gemeinsame Feind der Radikalen wie Liberalen (der Freisinn) wurde der Jesuit, der wiederum für die religiösen
Gruppierungen zum gemeinsamen Streiter wurde. Nur die protestantischen Konservativen hielten sich zurück.
Sonderbundkrieg und Zürich 1847
Im Sonderbundkrieg ging es dem Freisinn u.a. auch darum die Verfassung zu modernisieren. Sie vertraten die Meinung,
dass ein Mehrheitsbeschluss genüge, während die Konservativen die Zustimmung aller wollten. Die Diskussion wurde
öffentlich geführt in zahlreichen Zeitungen und Vereinen, die damals entstanden. Zürich trat als liberaler
Kanton und Stadt für die Erneuerung ein und forderten wie 12 andere die Auflösung des Sonderbundes. Während die Jesuitenfraktion,
den Konflikt als religiös motiviert sahen, werteten die Liberalen diesen als politische Auseinandersetzung.
Dufour war ein gemässigtes, der auch für die Gegner und deren Glauben Respekt forderte. Ein längere Phase der Kämpfe hätte
auch die europaischen Mächte dazu gezwungen, sich wieder mit den Helvetiern zu beschäftigen, da die Schweiz, vor allem
als Sperrriegel zwischen Frankreich und Österreich der Stabilität von Europa diente. Der Sonderbund griff zwar aus diesem
Grund noch Österreich an, diese reagierten aber nicht in gewünschter Weise.
So kam es zu nur einem Gefecht
indem "nur" 93 Soldaten fielen und 510 verletzt wurden.
1848 brach in Europa auch eine liberale Revolution durch radikale Republikaner aus, inspiriert durch den Erfolg in der Schweiz.
Selbst Karl Marx gratulierte. Die Schweiz konnte sich, ungestört von dem Geschehen in Europa, eine moderne Verfassung geben. Sie
gaben den politischen Verfolgten wie Richard Wagner, Theodor Mommsen und Gottfried Semper Asyl.
Erste Bahnstrecke 1847
Mit der zweiten Industrialisierungsphase kam die Schwerindustrie (es war viel Energie durch Wasserkraftwerke vorhanden)
in die Schweiz und damit kam auch die Eisenbahn zum Zug. Vorher war es wegen den unterschiedlichen Kantonsinteressen nicht dazu gekommen.
Nun stritten sich Basel und Zürich um die wirtschaftliche Vormacht im Land. Die erste Strecke führte von Zürich nach Baden.
Ziel war eigentlich Basel, aber der Aargau und die beiden Basler-Kantone gaben die Konzession nicht her.
Basel blieb aus deutscher Sicht ein Sackbahnhof. 1852 entschied das Parlament den Bahnausbau den Privaten und den
Kantonen die Gesetzgebung zu überlassen. Die Gegner sorgten sich wegen den Spekulationssucht der Anleger und der Einzelinteressen. Da die Eisenbahnprojekte sehr teuer waren,
mussten die Projekte über Deutsche, Französische und Italienische Anleihen finanziert werden. Diese Geldgeber hatten ein Mitspracherecht.
Darum wurden alsbald Schweizer Banken gegründet, der Anfang der Entwicklung, auf der, neben anderem, die wirtschafliche Prosperität der Schweiz gründet.
Diese nationalen Banken konnten höhere Kredite vergeben als die lokalen Sparkassen oder die Kantonalbanken. Der Zürcher Escher
(siehe weiter unten) gründete 1856 die Schweiterische Kreditanstalt (SKA). 1862 folgten die Bank in Winterthur (später SBG). Daneben gab u. a. in Zürich noch die Grossbank Leu.
1855 ETH Zürich
Eine Eidgenössische Universität scheiterte daran, dass sich die Kantone nicht auf einen Standort entscheiden konnten.
Für die neuen Berufe, die dringend von der Wirtschaft benötigt wurden, wie Chemiker, wurde dann als Kompromiss die ETH in Zürich gegründet.
System Escher versus Demokratische Bewegung 1887/68 (Titelanlehnung bei Thomas Maissen)
Escher war als wirtschaftsliberaler ein Verfechter der Privatisierung des Eisenbahn (Manchesterliberalismus). Er wandte sich gegen die
"sozialistische" Bundesbahn. Er war aber
Profiteur von der neuen Macht
der Liberalen (Anwälte, Magistraten und Unternehmer) im Parlament, da er als Politiker, Unternehmer und Bankier diverse
Interessen vertrat. Zudem war er
noch Zürcher Regierungsrat und Kantonsrat, aber im Grundsatz liberaler Industrieller. Krieg war für Escher ein finanzieller Husarenritt,
den es zu verweiden galt, während die offzielle
Schweiz, angetrieben von dem radikalliberalen Jakob Stämpfli (Mitbegründer der Eidgenössischen Bank, 1864) sich zur Eroberung
Savoyens anschickte (erfolglos).
Escher wollte
lieber in Zürich investieren, als Hauptknotenpunkt der Eisenbahn und damit den Wirtschaftsstandort Zürich stärken.
Er war auch Antreiber der Gotthardachse,
verechnete sich dabei aber, so dass er den Posten als Präsident verlor. Dennoch blieb er der
Sein anfänglicher Widersacher, Jakob Treichler, fasst die Problematik des Systems Escher zusammen:
„Leider sind Viele, die sich Männer des Fortschrittes, Liberale, sogar Radikale nennen,
dem Fortschritte untreu geworden; sie begünstigen unter der Maske des Fortschrittes den Rückschritt;
das aristokratische Herrentum ist gestürzt, jetzt gründen sie ein Zweites, das wir füglich das liberale
Neuherrentum nennen könnten. Wir sind Freunde aller ächten Freisinnigen, aber die erbittertsten Feinde
dieser Schein-Freisinnigen, wir werden ihnen auch mit unerbittlicher Hand die Maske vom Gesichte reissen."
Quelle: Sozialarchiv Schweiz
Karl Bürkli war ein Mitstreiter von Treichler und unterstützen den Konsumverein (1951).
Quelle: https://zeitungsarchiv.nzz.ch/ Ausgabe 19.01.1868
Während Bürkli auf
abenteuerlichen Wegen auch in Süd- wie Nordamerika versuchte die fourieristischen (ähnlich dem Sozialismus) Ideen weiter zu verfolgen, liess
sich Treichler von Escher ins System eingliedern und wurde liberaler Bundespolitiker. Neben Bürkli wurde
aus den Reihen der „protodemokratischen“ Opposition der 1850er Jahre auch der Lehrer, Sonderbundkriegsveteran
und Redaktor
Johann Caspar Sieber eine wichtige Figur der Demokratischen Bewegung (Zitat: Sozialarchiv Schweiz).
Die zu Beginn der 1860er Jahre noch kleine Opposition, die 1867 zu einer Massenbewegung anwuchs, war ein breites Bündnis
von
städtischen und
ländlichen Mittel- und Unterschichten,
das Intellektuelle
(Lehrer, Pfarrer, Journalisten),
Arbeiter,
Bauern,
Handwerker und
Kleinunternehmer einschloss. Mobilisiert auch durch die Publikation "Freiherren der Gegenwart"
des Advokaten
Friedrich Locher,
indem das System Escher, als Vetterwirtschaft, offen benannt wird (Quelle: Kanton Zürich,
PDF).
Zusammengehalten wurde es durch die gemeinsame Opposition gegen alte
und neue, aristokratische und grossbürgerliche Eliten und die Überzeugung, dass erst eine durchgreifende Demokratisierung
von Staat und Gesellschaft die Umwälzungen von 1798, 1830 und 1848 zum krönenden Abschluss bringen würde. Organisatorisches
Rückgrat der Bewegung waren politische und kulturelle Zusammenschlüsse wie Gemeindevereine, Arbeitervereine und insbesondere
die rund 200
Gesangsvereine, die oft von demokratisch gesinnten Lehrern geleitet wurden (ebd.).
Zürcher Italienerkrawall 1896.
Anlass waren mehrere Messerstechereien in italienischen Lokalen,
die ebenso von Einheimischen ferquentiert wurden. Ein Mob richtete seinen Zorn trotzdem nur gegen die Italiener (Sündenböcke)
und später allgemein gegen die Staatsgewalt, die die Verunsicherung der Bevölkerung zwischen dem Hauptbahnhof und heutigem Letzigrund,
nicht in den Griff bekam.
Ursache war zudem die Unzufriedenheit der unteren Schichten wegen der Modernisierung, die in den Städten zu einem bisher unbekannten Ausmasses
an Armut, Alkoholsucht und Häuslichen Gewalt führte. Anfänglich wollte der Turnverein und Arbeiter den Italienern (Baubranche) etwas mehr Disziplin beibringen.
Später eskalierte es, wobei der Mob auch die Kaserne inkl. der dort stationierten Rekruten angriff. Erst die Kavallerie brachte die Ruhe zurück.
Viele italienische Familien hatten sich aus Angst in den Wäldern des Uetlibergs und Käferberg zurückgezogen (Quartiervereins Wipkingen © 2003).
Ab 1850 wuchs Zürich von 17'000 Einwohner zu bis 1907 an die 190'000 Einwohner, 2 Drittel davon waren Zugezogene, viele
Ausländer, aber auch viele auskommenslose Bauern des Juras
und des Mittellandes, die wegen der vermehrten Viehwirtschaft und dem Einsatz von Maschinen, entweder in die Fabriken der Stadt oder nach Übersee flüchteten.
Sie waren die Grundlage der späteren Arbeiterbewegung. In Biel erreichte der Neuzuzügeranteil 80% ((T. Maisson, ebd., S 226)
Zürich, die Faschisten, Kommunisten und das Theater Pfauen
Neue Front
1930 gründeten Zürcher Studenten und Akademiker im Umfeld der damals noch elitären FDP eine faschistische Gruppe.
Sie ging aber 1933 in der proletarischeren Gruppe Nationale Front auf. Vornehmlich städtisches Proletariat,
die unter der Wirtschaftskrise von 1929 litten, bildete die Mehrheit der Mitglieder.
1921 in Zürich gegründet, als Opposition gegen die Sozialdemokraten (die als Sozialfaschisten verunglimpft wurden).
Nach der Machtergreifung Hitlers versuchte man sich wieder anzunähern. Da die SP sichaber ebenso mit den gemässigten Bürgerlichen,
die sich von den Frontisten abwandten, in die politische Mitte bewegte, kam der Verbund nicht zustande. Als Stalin 1939 mit Hitler packtierte, verlor die Kommunistische Partei sehr viele Sympatien in der Bevölkerung.
In der Folge schafften es die Bürgerlichenden zunehmend den Kommunismus, als grösste Gefahr für die Demokratie darzustellen.
Quelle: Historischer Lexikon Schweiz
Einfluss auf de Kultur
Zürich war im Krieg rasch ein Exilland für viele deutsche Flüchtlinge. Entsprechend gab es in Zürich Aufführungen, die
in Deutschland oder Österreich nicht mehr aufgeführt wurden.
Mit Ferdinand Bruckners dokumentarischem
Drama «Die Rassen» brachte das Schauspielhaus Pfauen
Zürich im Herbst 1933 eine kritische Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus auf die Bühne.
Gleichzeitig gastierte Erika Mann (*1905-69, Tochter von Thomas Mann) mit dem Kabarett «Die Pfeffermühle»
in der Stadt, im Hotel Hirschen im Niederdorf. Der deutsche Gesandte Ernst von Weizsäcker intervenierte 1934 erfolglos gegen das Kabarett.
Laut Bundesanwaltschaft handelte es sich um Satire, die erlaubt war. Dennoch musste beide Häuser von der
Polizei gegen die Frontisten mehrmals beschützt werden.
Höhepunkt und Fiasko, der Fackelzug der Frontisten in Zürich 1933
Die Bürgerlichen schlossen sich im Wahlkampf
gegen die
rote Tyrannei mit Frontisten zusammen. Der besagte Fackelzug mit dem Motto: «Harus! wir wollen's wagen:
Den Roten an den Kragen!» endet im Fiasko.
(
Zitat: An der Spitze läuft ein Musikkorps
mit Trommeln und Trompeten, dahinter in Dreier- und Viererreihen je nach Quelle zwischen 1200 und 2000 Männer mit
Fackeln in der Hand. Es sind Vertreter der bürgerlichen Parteien Zürichs, des Freisinns und der Christlich-sozialen
Partei, der Bauern- und Gewerbepartei und wohl auch einige der Evangelischen Volkspartei. Quelle: Daniel Stern, 14.09.2023, WOZ)
endet im Fiasko.
Tausende Städter bildeten die Gegendemonstration, die sie niederschrien, bis
(da sind sich die Quellen uneinig) eine der Parteien entweder Fackeln oder Steine ins andere Lager warf.
Die Polizei versuchte zu deeskalieren, was aber nicht gelang. Die Sozialdemokraten und die Linken konnten in der Stadt ihre Mehrheit
halten und entsprechend schwand der Einfluss der Rechten. Die Bürgerlichen und Liberalen wandten sich in der Folge in
Zürich von den Rechten ab und
nahmen die Kommunisten ins Visier.
Ernst von Weizsäcker war u.a. SS-Brigadier und Vater des späteren Bundespräsidenten Richard sowie des Physikers und späteren
Pazifisten Carl, der mit
Gundalena Inez Eliza Ida Wille verheiratet war. Die deutschfreundliche Tochter
von
Ulrich Wille junior (Sohn vom General der Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg) Renée Schwarzenbach,
Enkelin von Bismark und Ehefrau des Industriellen Schwarzenbach,
(Bildquelle: Schweizerischen Nationalbibliothek)
versuchte deutschkritisches Theater zu verhindern. Renée Schwarzenbach lebte erstaunlicherweise offen eine Beziehung, neben iher Ehe, mit der Opernsängerin Emmy Krüger
, die bekannt mit Hitler war und ihren Antisemitismus vor Kriegsende nicht beschönigte.
Ihre Tochter
Annemarie Schwarzenbach war eine enge Freundin von
Erika Mann , Tochter von Thomas Mann, und unterstützte das Kabarett finanziell, während
ihr Cousin später die
Schwarzenbach-Initiative initierte.
(Das Archiv der Familie Wille ist immer noch unter Verschluss.
Niklaus Meienberg, widmete dem Clan ein Buch mit wenig freundlichen Worten: Die Welt als Wille & Wahn, 1987).
Ernst von Weizsäcker belieferte das
Auswärtige Amt mit detaillierten Informationen
und lobte die rechtsradikale Nationale Front für ihr
lautstarkes und brachiales Vorgehen gegen die
« Pfeffermühle». 1935 stand
Erika Mann wegen der
« deutschfeindlichen Tätigkeit» ihres Kabaretts auf
der Ausbürgerungsliste.
Erika Mann bei der Wohnung der Schwarzenbachs in Sils, fotografiert von Annemarie Schwarzenbach
Im Fokus standen auch zahlreiche andere
kulturelle Organisationen, darunter die Zürcher
Kunstgesellschaft und die Gottfried-Keller-Gesellschaft. Erfolge waren für die Nazis im Opernhaus zu
verzeichnen. Dessen Direktor Karl Schmid-Bloss
arbeitete mit der Reichstheaterkammer zusammen, bekam finanzielle Unterstützung bei der Einladung namhafter Musiker aus dem Dritten Reich
und verhinderte 1937, dass Thomas Mann auf Einladung des Theatervereins einen Vortrag zu Richard Wagner an seinem Haus halten konnte
Ebenso deutschfreundlich war der
Schriftstellerverein, der sich aus eigener Initiative
bereits 1933 kollektiv in die Reichsschrifttumskammer aufnehmen liess, unter Deklarierung der
Namen jüdischer Mitglieder.
Quellen, u.a.:
1. Ursula Amrein, Neue Zürcher Zeitung, 10. November 2010,
https://www.thomas-mann.ch/clubdesk/fileservlet?id=1000273
2. An Fonteyne, Architektin und Professorin für Architektur und Design an der ETH Zürich, Masterarbeit 2019,
https://ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/arch/department/Studium/PDF/masterarbeit/themen/Themen_HS19/Masterthema_B_Fonteyne_HS19.pdf
Politik und Wirtschaft und Presse
Mitglieder der Listenverbindung der Bürgerlichen im Wahlkampf 1933 mit dem Bundes für
Volk und Heimat (BVH), der die Wahlstrategie bestimmte:
Oberstdivisionär
Eugen Bircher, Gründer des Vaterländischen Verbandes, Präsident der Schweizerischen
Offiziersgesellschaft (Bircher pflegte enge Beziehungen zu deutschen Freikorps und ihren
Exponenten wie Waldemar Pabst, der 1919 die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht veranlasste.
Bircher fasselte noch 1937 vom Totalen Krieg,
war also 1933 bereits politisch nicht tragbar.
Rudolf Bindschedler, Generaldirektor der Schweizerischen Kreditanstalt (Mitglied der Kommission, die 1931 das Stillhalteabkommen zwischen
den deutschen und den ausländischen Bankausschüssen vereinbarten).
Samuel Haas, Direktor der «Schweizer Mittelspresse»(Mitgründern des Bundes für Volk und Heimat, verfocht 1935 die frontistische Initiative zur Totalrevision der
Bundesverfassung, förderte 1940 die Eingabe der 200 und schloss sich 1943 der Antirevolutionären Aktion an.
Sprachrohr: NZZ, die NZZ war für die Frontisten ein williges Sprachrohr.
Fazit: Künstlerisch gesehen, ist der Ausdruck
Harus, den die Frontisten brauchten, bezeichnend.
Es ist eine Anlehnung an den Hitlergruss,
etymologisch gesehen ein schweizerisches Idiom: bedeutet der Ruf «Haar aus(-raufen)» und
ist ein Herausforderungsruf besonders der nachtschwärmenden Burschen verschiedener Ortschaften gegeneinander
zu einer Rauferei oder einem Kampf. Wie das
Idiotikon schreibt